April 27, 2020

Drei crazy versus drei klassische Kreativitätstechniken

Eine Vorstellung von ungewöhnlichen und bekannten Methoden zum Erzeugen von kreativen Ideen und Lösungen

Digitalisierung

Innovation

Kreativität

Kreativität kann man vielleicht nicht lernen, wohl aber das Erzeugen kreativer Ideen und Lösungen. Um für alle Workshop-Teilnehmer eine kreative Atmosphäre zu schaffen, empfiehlt es sich, bei der Auswahl der Kreativitätstechniken die Anforderungen des Teams zu berücksichtigen.  

Abhängig davon, wie erfahren das Team mit der Anwendung von Kreativitätstechniken ist, solltest du den Methodenmix für das Workshop-Setup planen. Dafür mixt du bekannte, eher klassische Methoden mit aktivierenden, ungewöhnlichen Techniken, um Kreativität, Teamspirit und gute Laune im Workshop zu garantieren.  

Crazy Kreativitätstechniken

Force-Fit ist eine intuitiv-kreative Kreativitätstechnik, die mit anregenden Worten arbeitet, um das Querdenken und den Perspektivwechsel zu unterstützen.  

  1. Es werden zwei gleichstarke Gruppen mit je zwei bis acht Teilnehmern gebildet und  in den Teams je drei bis fünf intuitive gewählte Begriffe, die keinen Bezug zur Ausgangsfrage haben, gesammelt.
  2. Nun beginnt der Wettkampf: Gruppe 1 nennt einen ihrer Begriffe. Die zweite Gruppe bekommt zwei Minuten Zeit, um einen Bezug zur Problemstellung herzustellen und einen Lösungsansatz zu entwickeln. Schafft sie es, erhält sie einen Punkt und darf nun einen ihrer Begriffe in den Raum geben. Schafft sie es nicht, erhält Gruppe 1 den Punkt und bleibt am Zug. Es gewinnt die Mannschaft mit den meisten Punkten.
  3. Anschließend können die entwickelten Ideen ausgewertet und um weitere Einfälle angereichert werden.

Die Brainrace-Methode kombiniert die spontane Ideengenerierung mit Bewegung, so dass die Hirntätigkeit aktiviert wird. Man tritt in einen spielerisch-sportlichen Wettkampf in gleichgroßen Teams gegeneinander an, mit dem Ziel, möglichst viele und intuitive Ideen aufzuschreiben.  

  1. Für diese Kreativitätstechnik braucht man etwas Platz: Es wird eine Startlinie markiert und du stellst im Abstand von mindestens zehn Metern eine Schreibstation auf. Der erste Läufer je Team erhält ein Klemmbrett mit ausreichend Papier und einen Stift.
  2. Los geht’s! Jetzt rennen die Start-Läufer zur Schreibstation und schreiben so viele Ideen wie möglich auf. Wer alle seine Ideen aufgeschrieben hat, rennt zurück und übergibt Klemmbrett und Stift dem nächsten Läufer aus seinem Team – wie einen Staffelstab.
  3. Das Spiel ist beendet, wenn aus einem Team alle Läufer wieder im Ziel sind. Gewonnen hat das Team mit den meisten lesbaren Ideen.

Mit der Methode der Suchfeldauflockerung versucht man über das Erzeugen einer kreativen Distanz zum Problem einen Perspektivenwechsel zu schaffen und somit innovative Lösungsansätze zu entwickeln.  

  1. Du nimmst deine Fragestellung oder Design Challenge und veränderst sie, indem du:
  2. den Satzbau abänderst, ohne den Sinn abzuwandeln.
  3. alle Fachbegriffe ersetzt oder umschreibst, sodass auch Fachfremde die Fragestellung verstehen.
  4. die Fragestellung in andere Sprachen übersetzt.
  5. die Fragestellung bildhaft – in Symbolen und Sketchen – darstellst.
  6. Du wählst deine erste Variante und gehst in ein Brainwriting, das heißt jeder schreibt für sich in drei Minuten so viele Lösungsansätze wie möglich auf.  
  7. Anschließend wählt man die nächste Variation der Fragestellung aus und geht wieder in ein Brainwriting. Dieser Schritt wird so lange wiederholt bis ausreichend Ideen generiert wurden.

Klassische Kreativitätstechniken

Mit der 6-3-5-Methode, einer Variante des Brainwritings, kannst du innerhalb kürzester Zeit bis zu 108 Ideen generieren. Der Vorteil der Methode ist, dass man die Ideenentwicklung parallelisiert und sich gegenseitig inspiriert. Diese Variante geht von sechs Teilnehmern, je drei Ideen und fünf Runden aus.

  1. Es werden Teams mit sechs Personen gebildet. Jeder faltet ein Blatt sechsmal, sodass sich drei Spalten und fünf Zeilen ergeben.
  2. Nun skizziert jeder für sich drei Ideen in die Felder der ersten Spalte. Nach drei Minuten gibt man die Arbeitsblätter an den linken Nachbarn weiter. Dieser versucht die skizzierten Ideen aufzugreifen, weiterzuentwickeln, zu ergänzen und neue Ideen hinzuzufügen – dazu nutzt er die nächste freie Spalte. Schritt 2 wird so oft wiederholt, bis alle Zeilen mit Ideen gefüllt sind.
  3. Die Arbeitsblätter werden auseinandergeschnitten, sodass jede Idee auf einem einzelnen Zettel steht, es werden Cluster gebildet und nach jeweiligen Überschriften dafür gesucht.

Mindmapping ist eine vielfältige Kreativitätstechnik, die durch Verschriftlichung, Visualisierung und Verknüpfung von Aspekten unsere Gehirnfunktion optimal nutzt. Man kann sie in der Gruppe oder Einzeln anwenden.

  1. Du nimmst eine möglichst große, leere Fläche am besten im Querformat, zum Beispiel ein Whiteboard.
  2. Du schreibst oder skizzierst das Thema in der Mitte.  
  3. Es werden Schlüsselbegriffe gesammelt, die mit dem Thema im Zusammenhang stehen. Diese verbindest du mit Linien und setzt sie in Wechselwirkungen und Hierarchien zueinander. Es bietet sich an, dafür verschiedene Farben, Schriftgrößen und Formen zu nutzen, um die Mindmap besser zu strukturieren.

Die Walt-Disney-Methode basiert auf den Geschäftspraktiken des Trickfilmzeichners Walt Disney. Es ist eine Art Rollenspiel, bei dem Fantasie und Vorstellungsvermögen gefragt sind. Nacheinander schlüpfen die Teilnehmer in verschiedene Rollen, die je eine Perspektive darstellen:

  • Träumer (Visionär, Lieferant von Ideen)
  • Realist (Realist, Macher)
  • Kritiker (Qualitätsmanager, Controller)
  1. Es werden 4-er Teams gebildet. Jedes Teammitglied schlüpft in eine der Rollen (Träumer, Kritiker, Realist, neutraler Moderator). Ein Timer wird auf fünf Minuten gestellt und die Ideen aus den 3 Perspektiven diskutiert.
  2. Wenn die Zeit um ist, werden die Rollen gewechselt. Die Schritte 1 und 2 werden wiederholt, bis jeder Teilnehmer jede Rolle eingenommen hat.
  3. Schließlich werden die Rollen wieder abgelegt und diskutiert, welche Aspekte für die entsprechende Idee relevant sind.

Und wenn es immer noch an Kreativität fehlt…  

Mithilfe von Kreativitätstechniken kann der kreative Lösungsfindungsprozess aktiviert und unterstützt werden. Zusätzlich sind Lachen, frische Luft, Bewegung und gern auch ein Umgebungswechsel kreativitätsfördernd. Im Workshop bietet es sich an, vor einem Brainstorming, während eines Motivationstiefs oder nach der Mittagspause einen Energizer (auch Warm-up, Aktivierungstechnik) einzuschieben, um die Kreativität der Gruppe anzuregen und zu steigern. Diese meist fünf- bis zehnminütigen Spiele zielen darauf ab, Workshop-Gruppen in Bewegung zu versetzen, aufzuwecken und zum Lachen zu bringen – die besten Voraussetzungen für das Erzeugen kreativer Ideen und einen spaßigen Einstieg in die Kreativitätstechniken.

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Melina

Leading Designer Innovation & Culture

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