July 10, 2025
Fehler gehören zum Arbeitsalltag. Sie entstehen dort, wo Menschen Entscheidungen treffen, Neues ausprobieren oder unter Druck arbeiten. Oftmals ist Scheitern dennoch ein Tabuthema. Fehler werden verschwiegen, vertuscht oder mit Schuldzuweisungen belegt. Die Folge: Mitarbeitende arbeiten defensiv, vermeiden Risiken und schöpfen ihr Potenzial nicht voll aus.
Dabei zeigt sich in der Praxis und auch in der Forschung immer wieder: Wer sich mit Fehlern konstruktiv auseinandersetzt, lernt schneller, entwickelt sich weiter und trägt langfristig zum Erfolg des Unternehmens bei.
Eine gesunde Fehlerkultur bedeutet also nicht, dass man leichtfertig handelt, sondern dass man offen mit Missgeschicken umgeht, um daraus zu lernen. Genau darin liegt die eigentliche Stärke: in der Bereitschaft, Schwächen anzuerkennen, Verantwortung zu übernehmen und neue Wege zu finden.
Eine echte Fehlerkultur zeigt sich nicht in wohlklingenden Leitbildern, sondern im täglichen Miteinander. Sie lebt davon, dass Fehler weder ignoriert noch bestraft, sondern dass sie als wertvolle Lernchancen betrachtet werden. In einem solchen Umfeld dürfen Mitarbeitende offen sagen: „Das ist schiefgelaufen.“ Und sie dürfen gleichzeitig darauf vertrauen, dass ihnen nicht sofort Konsequenzen drohen, sondern dass es Raum für Reflexion und Verbesserung gibt.
Diese Kultur der Offenheit fördert nicht nur das individuelle Lernen, sondern auch den kollektiven Wissensaufbau im Unternehmen. Wenn über Fehler gesprochen wird, profitieren alle und nicht nur die, die sie selbst gemacht haben. Fehlerkultur heißt deshalb auch: Wir machen nicht denselben Fehler zweimal, weil wir gemeinsam daraus lernen.
Doch wie wird eine solche Kultur konkret etabliert? Zum einen braucht es ein gemeinsames Verständnis darüber, wie mit Fehlern umgegangen wird. Unternehmen, die hier ansetzen wollen, müssen strukturelle und kulturelle Veränderungen zulassen.
Das beginnt bei der Sprache: Wie wird über Fehler gesprochen? Werden Begriffe wie „Scheitern“ oder „Versagen“ durch konstruktive Formulierungen ersetzt? Werden Erfahrungen aktiv geteilt, beispielsweise in Teammeetings, Retrospektiven oder speziellen Formaten wie einer „Galerie des Scheiterns“?
Wichtig ist außerdem, dass Fehler nicht hinter verschlossenen Türen analysiert, sondern dass sie sichtbar gemacht und im richtigen Rahmen gemeinsam betrachtet werden können. Das setzt ein hohes Maß an psychologischer Sicherheit voraus – also das Gefühl, dass man ohne Angst vor Bloßstellung oder Sanktionen sprechen kann. Erst wenn Mitarbeitende sich trauen, kritisch auf Dinge zu blicken, die nicht funktionieren, entsteht eine Kultur des echten Lernens.
Gerade Führungskräfte spielen in diesem Prozess eine Schlüsselrolle. Sie geben den Rahmen vor, innerhalb dessen über Fehler gesprochen werden darf und sie setzen durch ihr Verhalten ein starkes Zeichen dafür, wie ernst es dem Unternehmen mit seiner Fehlerkultur wirklich ist.
Wenn Führungskräfte selbst bereit sind, eigene Fehler einzugestehen, werden sie als nahbar, reflektiert und authentisch wahrgenommen. Und sie schaffen damit den Mut, dass auch andere offen sprechen können.
Lediglich Offenheit zu fordern ist allerdings nicht ausreichend. Gute Führung bedeutet in diesem Zusammenhang auch, ein Umfeld zu gestalten, in dem Sicherheit, Vertrauen und Lernbereitschaft zur Norm werden. Das bedeutet: keine Schuldzuweisungen, sondern lösungsorientiertes Denken fördern. Keine Überkontrolle, sondern Vertrauen in die Kompetenz der Mitarbeitenden. Keine Angstkultur, sondern aktives Feedback und wertschätzender Austausch. Nur wenn Führung auf dieser Ebene stattfindet, kann sich eine stabile Fehlerkultur entwickeln und dauerhaft im Unternehmen verankern.
Eine lebendige Fehlerkultur ist kein Selbstzweck. Sie ist ein wesentlicher Bestandteil moderner, resilienter Organisationen. Unternehmen, die sich trauen, offen mit Fehlern umzugehen, schaffen nicht nur bessere Arbeitsbedingungen, sondern sie steigern auch ihre Innovationskraft und Anpassungsfähigkeit.
Senior Manager Corporate Communications