September 23, 2022

Der Trend zum Ökosystem

Über die Gestaltung eines eigenen Ökosystems

Innovationsökosystem

Trends

Der Begriff Ökosystem stammt aus der ökologischen Wissenschaft und beschreibt das Zusammenleben von Organismen verschiedener Arten in einem gemeinsamen Lebensraum. Gekennzeichnet sind ökologische Ökosysteme durch ein abhängiges Gleichgewicht zwischen den Akteuren, bei dem alle Bestandteile nur in der Gemeinschaft leben können: das Fehlen des einen würde die Existenz des anderen unmöglich machen.

Analog zum biologischen Ökosystem besteht auch das digitale Ökosystem aus verschiedenen Akteuren. Die Besonderheit liegt jedoch darin, dass die einzelnen Akteuren nicht unbedingt voneinander abhängig sein müssen: Vielmehr geht es hier um die gegenseitige Ergänzung der eigenen Stärken und die daraus entstehende Wertsteigerung für alle Beteiligten. Die Beziehungen innerhalb von Ökosystemen unterscheiden sich von denen, die von klassischen Kooperationen bekannt sind. So können einzelne Akteur:innen im Ökosystem kooperativ oder sogar kollaborativ miteinander arbeiten, in Bereichen außerhalb des Ökosystems jedoch in gegenseitigem
Wettbewerb stehen. In digitalen Ökosystemen entsteht ein gemeinsames Geschäftsmodell, das für die Akteuren einen gegenseitigen Nutzen stiftet und die Bedürfnisse der gemeinsamen Kunden optimal bedient. Insbesondere die Digitalisierung und die damit einhergehenden technologischen Entwicklungen bieten Grundlage für den Aufbau und die Gestaltung digitaler Ökosysteme.

Wie die Zusammenarbeit funktioniert: Wahl der richtigen Rollen im Ökosystem

In der wirtschaftlichen Betrachtung von Ökosystemen werden Teilnehmer in drei Rollen eingeteilt:

  • Orchestratoren zeichnen sich durch direkten Kontakt zu Endkunden aus und übernehmen das Management der Kundenschnittstelle. Ziel ist es, die Bedürfnisse und Anforderungen der Endkunden zu erkennen und diese mit Unternehmen abzugleichen, welche die richtigen Produkte und Dienstleistungen anbieten. Orchestratoren stehen in der Verantwortung, die Beziehungen innerhalb eines Ökosystems zu kennen und zu beachten.
  • Realizer bieten ganz konkrete Produkte und Dienstleistungen an, die für die Endkunden gedacht sind.
  • Enabler unterstützen Realizer, Orchestratoren oder andere Enabler, stehen jedoch nicht in Kontakt zu Endkunden. Betrachtet man die klassische Wertschöpfungskette, entsprechen Enabler vorranging Lieferanten. Viele Services wie z. B. PayPal sind auch grundlegende Enabler – ohne digitale Zahlmöglichkeit würde die Onlinewelt stillstehen.
Beispiel für Ökosystem-Datenbanken
Abbildung: Beispiel für Ökosystem-Datenbanken

Gemeinsam ins Ökosystem starten – Die DI-Labs Ökosystem Datenbank

Grundlage für die Entscheidung einer Rolle besteht darin, das eigene Geschäftsmodell zu analysieren: Hierbei sollten die eigenen Produkte betrachtet und auf Basis dessen überlegt werden, welche sogenannten Lebenswelten, entwickelt von Professor Julian Kawohl, in Frage kommen. Da bei Ökosystemen die Kunden im Fokus stehen, wird bei der Orientierung an den Lebenswelten der Ansatz verfolgt, dass sich Ökosysteme um menschliche Lebensbereiche herum bilden – die Lebenswelten.

Darüber hinaus sollte in Erfahrung gebracht werden, welche Ökosystemansätze schon existieren und welche Rolle man darin einnehmen könnte.

Hierfür haben wir eine Ökosystem-Datenbank aufgebaut, in der Ökosysteme und Ökosystemansätze in den zehn Lebenswelten aufbereitet sind. Die Datenbank verhilft unseren Kunden sich einen Überblick zu verschaffen, wie vernetzt Ökosysteme sind. Ziel ist es, durch den Aufbau eines Netzwerks und der geschickten Zusammenarbeit integrierte Produkte zu entwickeln, die ganz genau auf Kundenbedürfnisse abgestimmt sind. So entsteht der Vorteil, dass alle Services an einem Ort zur Verfügung stehen. So erhalten zum Beispiel Kunden bei der Planung einer neuen Wohnung in einer neuen Stadt umgehend Vorschläge zur Wohnung, Umzugshilfe, Hausratversicherung, Anmeldung bei der Stadt, Ummeldung des Autos, etc.

Ein eigenes Ökosystem mit den DI-Labs gestalten

Alle Einträge der Ökosystem-Datenbank beinhalten Ökosystemansätze aus verschiedenen Lebenswelten. Die Fragen, die im Zusammenhang damit aufkommen, sind: Wie kann die wissenschaftsorientierte Theorie in der Praxis umgesetzt werden? Wie fängt ein Unternehmen damit an, selbst ein Ökosystem aufzubauen? Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten: Eine Option ist der Weg über die Beteiligung an anderen Unternehmen, die das eigene Geschäftsmodell ergänzen und die gemeinsam zu einer Wertsteigerung für die Kunden führen. Ein anderer Weg ist es, auf innovative Lösungen innerhalb des eigenen Unternehmens zu setzen. Hierfür ist es notwendig, sich in erster Linie von dem Gedanken zu lösen, dass Ökosysteme und Ökosystemansätze immer in einer der oben genannten Lebenswelten entstehen müssen.

Frei von einer Einordnung in Kategorien ist der Aufbau eines Minimum Viable Ecosystem (MVE). Hierfür haben wir ein Vorgehen in den vier Phasen Verstehen, Konzept, Minimum Viable Ecosystem und Umsetzung entwickelt. Die DI-Labs unterstützen Unternehmen bei der Gestaltung eines MVE als Coach und Inspirator. Für den Entwurf des Workshop-Konzepts zur Gestaltung eines MVE diente ein 10-stufiger Prozess – angelehnt an Michael Lewrick und aufgeteilt in drei iterative Loops: Startpunkt dieses Prozesses ist die Analyse der Kundenbedürfnisse, die als Basis für alle weiteren Schritte fungiert und die den Hauptfokus der ersten Phase darstellt. In den nächsten Phasen werden anschließend der Aufbau des notwendigen Ökosystem-Netzwerkes, das dahinter liegende Geschäftsmodell und die Beziehungen der einzelnen Ökosystempartnern zueinander erarbeitet.

Minimum Viable Ecosystem (MVE)
Abbildung: Minimum Viable Ecosystem (MVE)

Quellen und weiterführende Informationen:

Prof. Dr. Julian Kawohl: Ecosystemizer Strategy Map.
Michael Lewrick (2021): Business Ökosystem Design: Ein Paradigmenwechsel in der Gestaltung von Geschäftsmodellen und Wachstum.

Michael

Managing Director

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